Gerberei Stadermann

In des Leders Werdegang
ist die Hauptsach der Gestank.
Kalk, Alaun, Mehl und Arsen
machen´s gar, recht weiss und schön.
Eigelb, Pinkel, Hundeschiete
geben ihm besondere Güte.
Drum bleibt stets ein Hochgenuss
auf dem Handschuh zart ein Kurs.
(Alter Gerberspruch)

 1896 erwarben Ludwig Zimmermann und Julius Stadermann, Inhaber einer Lederhandlung in Frankfurt, die ehemalige Mahlmühle von Konrad Becker (Hohemarkstraße 98) und errichteten dort eine Fabrik für feine Leder. In der ersten Zeit erfolgte der Antrieb der Maschinen noch mittels Wasserkraft. Um die Produktion zu erhöhen wurden weitere Gerbereimaschinen angeschafft, die dann bereits durch Dampfkraft angetrieben wurden. Umfangreiche Neubauten für die Aufstellung größerer Gerbfässer und die Einrichtung einer Zurichterei und Färberei ermöglichten die Ausdehnung der Produktion.

Um 1900 beschäftigte die Lederfabrik 40 Mitarbeiter, 1914 waren es bereits 120 Angestellte und Arbeiter. Zunächst wurden nur Schafs- und Kalbsfelle verarbeitet - einige Zeit später auch Reptilien, insbesondere Krokodil- und Eidechsenhäute. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges stagnierte die Produktion von Leder aufgrund von mangelndem Personal und fehlender Rohstoffe aus dem Ausland.

Bereits in den 1950er Jahren verbesserten sich die Produktionsmöglichkeiten erheblich – so konnten unter anderem wieder Ziegenfelle aus der Türkei, Schlangenhäute aus Brasilien und Rinderhäute aus Argentinien verarbeitet werden. 1952 zählte die Belegschaft 75 Mitarbeiter - 1974 sind es aufgrund der fortschreitenden Technisierung nur noch 35, der Umsatz hatte sich allerdings gegenüber 1952 vervierfacht. 1975 wurde die Firma geschlossen. Die Gründe hierfür waren die schlechte Wasserqualität durch Einleitung von Produktionsabwässern oberhalb der Firma Stadermann und die geringe Wassermenge des Urselbaches.